Kirche im Kontext - Skulpturengarten
„Glaube ist eine lebendige, verwegene Zuversicht auf Gottes Gnade.“
Martin Luther
Kunstprojekt zum Reformationsjubiläum: „95 Thesen“
Gedanken zum Leben und Glauben von Menschen unserer Zeit
Die berühmten 95 Thesen Martin Luthers waren in seiner Zeit eine Provokation für die Herrschenden. Vielen Menschen aber sprachen sie gleichzeitig aus dem Herzen. Denn die Kirche war mehr am Erhalt ihrer Macht interessiert als an der frohen Botschaft des Evangelium. Unsere „95 Thesen“ in Form von 83 Holzstelen und 12 Würfeln mögen für manche heute eine ebensolche Provokation darstellen.
Menschen unterschiedlicher Herkunft mit ihren ganz eigenen Geschichten und Glaubensvorstellungen geben ihrer Sorge um unsere Welt, ihrem Schmerz am Leben, ihren Hoffnungen und Sehnsüchten, ihrem Dank Ausdruck.
Manche Arbeiten zeigen jene Dunkelheit, die jedem Menschsein innewohnt, andere wieder sind farbenfroh, voller Zuversicht und Licht.
Kinder und Jugendliche haben hier gleich den Erwachsenen eine Stimme.
Unsere „95 Thesen“ laden ein, über das Leben und den Glauben nachzudenken, sich anrühren zu lassen von Lebensäußerungen, denen die Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit noch nicht verloren gegangen ist.
Sie erzählen von der Liebe und der Kraft, die Menschen in ihrem Glauben erfahren.
Sie wollen Raum öffnen für die Gegenwart Gottes, einen Raum, in dem Platz ist
für alle Menschen.
Ihr Karl-Friedrich Wackerbarth und Eva-Maria Ladwig
"Neujahrsrede auf eine anstrengende Tugend"
Wolfgang Thierse1 am 02. Januar 2014 - ein Auszug
"Die Toleranz ist eine hohe Kunst, setzt sie doch voraus, dasjenige zu dulden, mit dem man nicht übereinstimmt. Keine Gesellschaft hat diesen Lernprozess der Ausbalancierung von Gleichheit und Differenz je abgeschlossen.
Denn die Toleranz ist ein Paradox: Wie soll ich tolerieren, wovon ich selbst nicht überzeugt bin? Wie kann ich für moralisch richtig halten, etwas zu tolerieren, was ich für falsch halte? Genau deshalb ist Toleranz eine so herbe, so anstrengende Tugend.
Sie bedeutet eben nicht Desinteresse, Gleichgültigkeit, Beliebigkeit. Bei der Toleranz der praktischen Vernunft, geht es um die schwierige Verbindung von eigenem Wahrheitsanspruch mit der Anerkennung des Wahrheitsanspruches des anderen. …
Erst wenn Toleranz mehr wird als gnädige Duldung, nämlich Respekt vor dem anderen und seinem Wahrheitsanspruch, erst dann erhält Toleranz auch ein Ja zur Freiheit des anderen. Erst dann gelingt Demokratie. Toleranz hat übrigens auch eine Dimension von Gerechtigkeit, Gerechtigkeit als gleiche Freiheit.“
Leben und Formen - in eben jener Achtung vor dem Anderen und dessen Einzigartigkeit, vor den Gedanken, Träumen, Hoffnungen und Lebensbildern der Menschen die mit und um uns sind. Ein erfülltes Leben, eine lebenswerte Welt, erwünschte und ersehnte, notwendig erforderliche Veränderungen können für jeden Menschen etwas anderes, etwas ganz eigens bedeuten.
Und so ist unser Skulpturengarten gleichsam Zeugnis von gegenseitigem Respekt, von Würde und Freiheit des Einzelnen, von Freude am Gestalten und Symbol der Hoffnung, das Veränderung möglich ist.
Ihre Eva-Maria Ladwig